22.05.16      5. Etappe Rubiäs -  O Porrino  37 km

über die Orte Pecene- Sao Bento da Porta Aberta - Fontoura Arao-  Valenca Tui - Kapelle Virgen do Camino - Ribadelouro - Quintenla - Centea'ns

Heute morgen ging es ganz früh los. Der am Abend vorbereiteten Rucksack genommen, den Schlafsack in die Hand, still und leise aus den Schlafsaal geschlichen. Mir war immer wichtig das ich als erster Toilette und Waschräume benutzen konnte, denn Schlange stehen kann ich nicht, erst recht nicht, wenn ich noch keinen Kaffee gehabt habe, da braucht mich keiner blöd anquatschen. Noch im halb dunkel und bei Mondschein schlichen wir uns aus der Herberge. Die Welt war noch Menschenleer. Den Rucksack geschmückt mit Unterhose und ein paar Strümpfen, die ich ja gestern gewaschen hatte, das eigentlich schnell trocknende T Shirt feucht angezogen. Das muss jetzt am Körper weiter trocknen.

Mit der heutigen Etappe beenden wir die Wanderung in Portugal und betreten  spanischen Boden, wenn wir uns nicht entschließen, zum Beispiel die Pilgerherberge in Valenca zu benutzen um dann noch die Altstadt von Valenca etwas zu genießen. Nach unserem Aufbruch an der Pilgerherberge in Rubiães überqueren wir nach ein paar hundert Meter eine römische Brücke und finden kurz darauf beim Überqueren der Straße einen Lebensmittelladen, der zum auffüllen des Proviants einlädt. Leider  hatten wir nicht bedacht, das heute Sonntag ist. Geschlossen. Zwei Stunden mussten wir laufen, als wir um acht Uhr an ein kleines Cafe kamen, das gerade öffnete, dort leisteten wir uns einen Kaffee und ein Sandwich. Wir hatten vergessen das es Sonntag war. Aber in Portugal fängt der Tag sowieso erst um neun an. Freundlichkeit war bei diesem Frühstück wieder nicht inclusive. Die Portugiesen entpuppen sich als Morgenmuffel. Können ja nicht alle so gut drauf wie wir beide, man meint ja immer Esel wären stur, davon war bei uns nichts zu spüren. Bei São Bento da Porta Aberta haben wir den höchsten Punkt unserer heutigen Wegstrecke erreicht, die sich bis auf das letzte Drittel als hervorragende, naturbelassene Pilgerstrecke zeigt.  In Valença (16.000 Einwohner), der letzten Stadt auf portugiesischen Boden, lohnt sich ein Abstecher in die festungsartig umwehrte Altstadt. Durch Wiesen und über viele mittelalterliche Steinbrücken geht es bis Valença, der Grenzstadt zu Spanien mit ihrer mächtigen Stadtmauer. Von hier oben reicht der Blick weit über den Grenzfluss Minho und die spanische Nachbarstadt Tui. Valença ist wegen der günstigeren Preise bei Spaniern als Einkaufsparadies beliebt. Der Weg führt uns durch die Altstadt von Valenca zur Brücke die uns nach Spanien führt. Vor der Brücke das letzte Cafe auf portugisischen Boden. Dort gönnen wir uns noch einen Vino tinto. Denn hinter der Brücke wird es teurer und die Gläser sind nicht mehr so voll. In Portugal war der Wein teilweise billiger als das Wasser. Ich hatte ja mal erwähnt, das im Mittelalter wegen der schlechten Wasserqualität, lieber auf Vino um gestiegen wurde. Ob das Wasser gut oder immer noch schlecht ist wissen wir nicht. Aber warum ein Risiko eingehen. Dann gingen wir über diese Brücke, tolle Aussicht. Mitten auf der Brücke waren zwei Füße auf den Weg gemalt einer in blau der andere in gelb. Das war die Grenze zu Spanien. Egon war in Spanien, ich noch in Portugal. Eigentlich, so haben wir im laufe der nächsten Tage erfahren, waren wir in Galizien. Das ist was ganz anderes, hier spielt auch die Geschichte die wohl jeder kennt, von Asterix und Obelix. Außer beim betreten des Landes haben wir nie mehr eine Erwähnung von Espanol gesehen überall stand Galizien. 

Während Tui bereits im 7. Jahrhundert Bischofsstadt wurde, begann die Stadtentwicklung der Nachbarstadt Valença auf der portugiesischen Flussseite erst Ende des 12. Jahrhunderts. Grenze Spanien – Portugal. Uhr um 1 Stunde vorstellen!   Tui wäre eigentlich das Tagesziel für heute gewesen. Da es aber noch sehr früh war, und ich Egon kaum bremsen konnte, haben wir beschlossen noch ein paar km dran zu hängen. Immer wieder wies uns ein Schild zu einem Hotel Alonso. Das sollte heute unser neues Ziel sein, wir wollten uns mal was gönnen, weil wir so gut im rennen lagen. An einer Kreuzung zeigte der Weg nach rechts vom eigentlichen Weg ab. Na ja sagten wir uns ein paar hundert meter kann man ja für eine gute Unterkunft noch laufen. Nach ungefähr 2 km kamen dann doch Bedenken auf, ob wir noch weiter zu dem Hotel laufen sollen. Es kamen immer neue Schilder, aber ohne Entfernungsangabe. Wir beschlossen zum Camino zurück zu gehen. An einer Tankstelle versorgten wir uns noch mit Wasser. Wieder an der Kreuzung angekommen treffen wir auf eine kleine Gruppe deutsche, die genau zu diesem Hotel wollen, nein müssen, weil sie vorgebucht haben. Sie wären weiter geradeaus  gelaufen, wenn ich sie nicht auf den rechts abbiegenden Pfeil aufmerksam gemacht hätte. Ein wenig Hoffnung keimt in mir auf, weil ich denke jetzt wird alles gut, denn sie haben reserviert und vielleicht die Telefonnr . Im Gespräch erzählte ich wie weit es noch im Hotel ist, vielleicht kann ja anrufen und sich abholen lassen. Das machen die keinen falls war die Antwort, wir laufen. Ok wir laufen auch aber weiter den Camino bis die nächste Herberge kommt. Zwei stehen noch im Reiseführer der sich so langsam nützlich machte. Ein wenig habe ich mich geärgert, das ich die Gruppe nicht habe einfach weiter laufen lassen. Wir kommen durch die nächsten beiden Orte, Winnekendonk ist eine Großstadt  dagegen. Keine Herbergen in Sicht. Eine Option haben wir noch, Egon ist der Meinung das noch drei km noch eine Herberge kommen müsste . Mehr als dreißig km hatten wir schon hinter uns. Wir waren kurz vor dem Etappenziel von morgen. Manchmal schickt Gott einen Engel, dieses mal auf dem Mountainbike. Er weist auf einem Foto von seinem  Paradiese. Hier könnt ihr diese Nacht schlafen. Cuanto cuesta frag ich ihn. Ich zu Egon, 30 €   wenn ich ihn richtig verstanden habe. Ja ok machen wir, und wo finden wir dieses Paradiese, neun km vom Camino oben auf den Berg. Neun km vom Weg, den steilen Berg hoch, morgen wieder zurück, das wirft uns wieder ein Tag zurück. Nein das machen wir nicht. Oh kein Problem meinte unser Engel, ich rufe  Frau Engel  an, sie wartet dann 500 m von hier auf einem Parkplatz, bringt uns ins Paradiese, und bringt euch am nächsten Morgen wieder zurück auf den Camino. Ja, das hört sich gut an.  Der Engel wollte Egon entlasten und den schweren Rucksack mit seinen leichten tauschen. Nee Nee, den trage ich schon selber, war Egons Reaktion. Egon hatte Angst das der Engel zum Satan wird, und mit seinen Rucksack und Geld in die Hölle fährt. Nach zwei km hatten wir den Parkplatz erreicht. Wo Frau Engel auf uns wartete. Mit den Entfernungsangaben, nehmen portugiesen und spanier es nicht so genau. Nachdem wir in den Wagen gestiegen waren, kam ein Anruf von Engel 1 nach Engel 2, es wären noch zwei Schäfchen ein zu sammeln. Als sie in den Wagen einstiegen, kam mir irgendwie der Verdacht auf, das die beiden aus Holland waren. Knapp vorbei, denn es stellte sich heraus das sie in Emmerich zu Hause sind. Da war das Gelächter groß, und natürlich kam noch der Spruch: Wie klein ist doch die Welt. Oben angekommen eine wirklich schöne Aussicht. Ein tolles  großes Naturstein Haus für die Familie. Ein kleines separate Gästehaus auch in Naturstein gebaut, für vier Pilger in zwei Stapelbetten. Doch die beiden Frauen wollten nicht bei uns schlafen, der Engel hatten den beiden ein eigenes Zimmer versprochen. So musste die Tochter des Hauses ihr Zimmer für Anke und Regina aus Emmerich räumen. Somit hatten wir das kleine Häuschen für uns alleine. Was für ein Luxus. Dann stellte sich noch heraus das der Engel gar kein Engel war. Das war der Sohn vom Chef, nämlich Jesus selbst. Jesus Martinez Himalaya Coordinator. Seine Frau machte uns noch ein Abendessen, sehr gut gemacht, leider nicht mein Ding. Zu viel Fleisch Eisbein ähnlich, Huhn und keine Ahnung. Der magere Fleischanteil schmeckte recht gut, genau wie das Gemüse auch. Später haben wir uns  mit der Familie und den Niederrheinerinnen auf die Terrasse gesetzt  noch etwas Vino getrunken und mit allen den wunderschönen Sonnenuntergang bestaunt.

Von der Haustüre 2060 km bis nach Santiago

Der Camino am Niederrhein

Start 02.10.17