Reise zum Ende der Welt Finisterre

30.05.16         Santiago  - Finisterre
 Gegen alle Prognosen regnete es doch. Wir hatten den Weg nach Finisterre vorher nicht angetreten, weil es sich bei dem schlechten Wetter nicht lohne. Aber heute war die letzte Gelegenheit dorthin zu kommen. Unser Plan war bis Cee mit dem Bus zu fahren, den Rest dann zu gehen. Nach dem Frühstück liefen wir zu den etwas außerhalb gelegen Busbahnhof. Ich zum Ticketschalter mit dem Wissen, das sich die Leute hinter den Schalter nicht die Mühe geben außer spanisch eine andere Sprache zu akzeptieren. Eine Frau war vor mir dran, sagte Fisterra und deutete mit den Finger nach oben und nach unten. Das hatte selbst ich verstanden. Finisterre  hin und zurück. Ich tat es ihr gleich, und schon hatten wir unsere Tickets. Der Bus kam pünktlich, doch der Fahrer gönnte sich erst noch einen Kaffee. Das Gepäck wurde eingeladen, unsere Rucksäcke wurden gesondert gelegt, weil wir in Cee aussteigen wollen. Wir setzten uns im Doppeldeckerbus nach oben am Panoramafenster um möglichst viel von der Landschaft zu sehen. Dann geht es los, durch eine wunderschöne Landschaft, so haben wir es auf der Rückfahrt mit bekommen, denn jetzt war Regen und eine richtig dicke Suppe angesagt, kaum Sichtweite, da nutzte uns auch das schönste Panoramerfenster nichts. Wir kommen in Cee an, der Busfahrer kommt nach oben, denn wir fuhren in einen Doppeldeckerbus, und sagt wahrscheinlich, alle die bis Cee gebucht haben aussteigen. Egon und ich waren uns einig das wir bis Finisterre  durchfahren. Durch dieses Wetter zu laufen macht keinen Sinn. Ich versuche das auch den Busfahrer mitzuteilen. Weil er aber glaubte das wir nur ein Ticket bis Cee haben, wollte er unsere Tickets sehen. Meine Brille gerade nicht greifbar, wie immer wenn man sie braucht, gebe ich ihn den Bon vom letzten Einkauf ab. Da war er dann gar nicht mit einverstanden. Das wurde dann aber schnell korrigiert. Mit einen schmunzeln nahm der Busfahrer die Fahrt wieder auf.  Fünf Minuten nachdem wir Cee verlassen haben schönstes Wetter, Sonnenschein. Bei der Einfahrt in Finesterre kamen wir bei der Ungarin vorbei. Der Bus hält unten an der Bushaltestelle an, ich schnappe mir den Rucksack und gehe eilig den Hang zur Herberge hoch. Wer weiß wie viele noch diesen Tipp bekommen haben. In der Herberge werden wir herzlich von Carla begrüßt, die hier auch lebt. Sie macht uns einen Kaffee, es wird sich ausgetauscht. Ich frage nach den einzigen Zweibettzimmer. Sie sagte das wäre für zwei Männer sowieso zu klein. Es wäre noch ein Dreibett Zimmer frei, wir könnten das dritte Bett dazu buchen  und wir hätten ein Zimmer für uns alleine. Das war für acht € pro Nacht und Bett überschaubar. Also machen wir es. Ich habe die Wahl  oben oder Beistellbett und nahm das Beistellbett. Ich spüre meinen Rücken jetzt schon. Wir haben alles richtig gemacht. Rucksäcke ausgepackt noch schnell zum Supermarkt ein paar Sachen für's Frühstück und zwei Flaschen Vino, denn Carla hat uns für heute einen schönen Sonnenuntergang versprochen. Im Laden sehe ich einen PC und Drucker. Langsam muss ich mich um die Bordkarten kümmern. Andreas, Egons Sohn, mein Schwiegersohn, hat uns eingecheckt, und die Bordcard über Adobe aufs Handy geschickt. Ich frage den Ladenbesitzer, ob ich mir das ausdrucken darf. Ohne Probleme stimmte er zu. Nun kämpfte ich erst mit den spanischen Befehlen am PC. Dann war ich endlich da wo ich hin wollte, aber der Antike PC konnte, die Datei nicht öffnen. Der Ladenbesitzer wollte mir helfen. Aber der PC hatte dieses Programm nicht, und funktionierte deshalb auch  nicht. Ich stellte fest, das der Mann sogar ein wenig deutsch verstand und auch sprach, wir haben uns später noch mehrmals dort versorgt. Freundlichkeit zahlt sich immer wieder aus. Der Versuch war es auf jeden Fall Wert. Nachdem wir die Sachen im Zimmer  verstaut hatten, machten wir uns auf den Weg zum Ende der Welt. Ungefähr auf die Hälfte des Weges kommen uns Regina und Anke entgegen, die Emmericher. Dann ist es so, wie es immer ist wenn man Begleiter des Weges trifft  man umarmt sich, tauscht sich nochmal aus, noch ein Foto, und jeder geht seinen Weg . Gehe nich den Weg der dir vorgegeben wird, sondern suche dir deinen eigenen, und hinterlasse eine Spur. Wir hatten schon mal Tschüß gesagt, denn das sollte wohl auch die letzte Begegnung mit den beiden gewesen sein. Kurze Zeit später erreichen wir den nuller Stein. Wir stehen am Ende der alten Welt. Es ist schon später nachmittag, und das ist auch gut so. Keine Busse mehr anwesend, vielleicht noch zwei Dutzend Pilger. Das war schon ein tolles Gefühl, hier zu stehen Wir wollten uns am nuller Stein ablichten lassen, mussten es verschieben, weil ein junger Schweizer kniend seine Gefühle los lies. Jeder hatte hier seine eigene Gedanken und Emotionen.  Später bekamen wir noch zu unseren Foto. Doch erst haben wir Egons Pullover verbrannt. Eine Tradition besagt, das man ein Kleidungsstück verbrennt, welches man auf den Weg getragen hat. Danach war jeder von uns beiden mal eine halbe Stunde  alleine. Alles richtig gemacht. Wie immer hatten wir wieder Glück gehabt und mussten uns das Ende der Welt, so wie viele berichtet haben, nicht mit den vielen Buspilgen von mehreren Bussen teilen. Du läufst über dreihundert km freust dich auf diese Ereignis und dann musst du den Stein mit hunderten teilen. Unterwegs zur Herberge frage ich Egon vermisst du eigentlich nichts, doch sagt er, den Rucksack. Ja genau, er war schon ein Teil von uns selbst geworden, hatten ihn in der Herberge  natürlich zurück gelassen. In der Herberge angekommen, sehen wir, das auch die restlichen Betten besetzt waren. Ein niederländisches Paar Emy und Emyl witzig oder. Zwei Frauen aus Ungarn. Wir setzen uns noch im Gemeinschaftsraum und ich komme mit Walter aus Wangen ins Gespräch. Es stellte sich heraus das er am gleichen Ort und zur gleichen Zeit mit Guido gestartet war. Hatte natürlich den Tipp für diese Herberge auch von Guido bekommen. Die meisten Bewohner der Herberge wollten heute abend zum kleinen Strand um sich den Sonnenuntergang an zu sehen. Egon und ich machten uns gut vorbereitet mit Vino Käse, Oliven und Brot alleine auf den Weg. Oben über den Strand waren verschiedene Holzbänke mit Tischen angebracht. Da ließen wir uns erstmal nieder, nahmen unser Abendmahl ein. Später sind wir mit den anderen zum Strand hinunter. Unsere kleine Gruppe aus der Herberge erlebten einen tollen Sonnenuntergang. Sicherlich nicht der schönste den ich je gesehen habe, aber wir waren am Ende der Welt und deshalb war er auch was ganz besonderes. Nachher ging es ganz schnell, die Sonne war im Atlantik verschwunden, alle waren auf einmal verschwunden. Egon und ich befreiten, oben an den Bänken den Sand von den Füßen, setzten uns und tranken den Rest vom Vino, hörten dem rauschen des Meeres zu. Bis auf einmal noch jemand, mit einer Flasche Vino in der Hand aus den Schatten der Nacht auftauchte. Wir baten ihn, sich zu uns zu setzen. Es war Marc aus Bremen mitte dreißig. tauschten uns aus, stellten dabei fest wie wenig man eigentlich braucht um die Schönheiten der Welt zu sehen. Egon nennt es immer wieder Zufriedenheit, das ist es was zählt. Jemand der Milliarden auf seinem Konto hat kann sich trotzdem keine Zufriedenheit kaufen. Der muss aufpassen das er nichts verliert, wenn es geht sogar sein Vermögen verdoppeln. Das was wir hier und auf den Camino erlebt haben kann man nicht kaufen, das gibt es in keinem Supermarkt. Nach Mitternacht traten wir mit einer Taschenlampe den Rückweg zur Herberge an. Schliefen dort auch schnell und zufrieden ein. 

PS Marc der schon einige Wochen unterwegs ist, und nur in Besitz eines Microfaser Handtuch, des trocknen wegens, bemerkte: Du glaubst nicht was das für ein tolles Gefühl ist, sich mal mit einem richtigen Frotte Handtuch ab zu trocknen

31.05.16         Teil 1 der Rückreise              Finesterre -  Santiago
Wieder ein schöner Morgen, der wie immer kühl beginnt. Die Pilgertour neigt sich so langsam dem Ende zu. Für Heute sind noch die Santos Steine und ein Aussichtspunkt von wo aus man zwei gegenüberliegende Strände, der eine Richtung Süden, der andere Richtung Norden gerichtet sehen kann. Auf vielen Ansichtskarten abgebildet. Aber kaum jemand kann uns den Weg erklären. Auch zu diesen Punkten laufen weniger als zehn Prozent der Pilger. Buspilger sowieso nicht. Wir mussten erstmal wieder zum Cup zurück. Carla hatte mir den Weg beschrieben. Sie wäre am nachmittag mit uns gegangen, aber das wäre für uns zu spät, denn wir mussten ja die Rückreise nach Santiago antreten. Oben am Cup angekommen bogen wir rechts ab. Das hatte ich gestern schon vermuten, aber man läuft ja nicht auf bloßen Verdacht einen steilen Berg hoch. Bevor es dort hinauf ging, haben wir vom Cup aus Guido zum Geburtstag gratuliert, den er wohl ohne Familie, im Bus nach Santande verbringen musste, weil er morgen nach Hause fliegt. Der Weg zog sich länger wie gedacht. Mehrere male dachten wir schon am Ziel zu sein. Die Heiligen Steine warum sie Heilig sind habe ich noch nicht heraus gefunden. Ich nehme an das dass noch aus der Zeit der Kelten stammt, denn Galizien war ursprünglich ein keltisches Land. Zwei der Riesen Steine sollten sich sogar bewegen lassen, haben diese aber nicht gesucht. Carla hatte uns erklärt, das es unter umständen Monate dauert bis man sie gefunden hat. Dann waren wir an den Aussichtspunkt mit den zwei Stränden. Der eine war der, wo wir gestern den Sonnenuntergang beobachtet hatten. Ganz nah und doch weit, wegen der Höhe des Berges. Wir nahmen auf einer Bank mit angebauten Tisch platz, packten unsere Utensilien Brot Käse Choritzo Oliven und Wasser aus. Nein Vino gab es nicht, es war noch keine elf und genossen diese herrliche Ruhe und Aussicht. Bei Wasser und Brot, unsere Hauptmahlzeit, wir fühlten uns alleine hier am Ende der alten Welt, bis auf einmal zwei Frauen unabhängig von einander auftauchten. Sie gesellten sich zu uns, denn eine andere Sitzgelegenheit gab es nicht, wir teilten unsere und ihre Habseeligkeiten, erfuhren, das Sabine aus dem Allgäu, und Mieke aus Tilburg kamen. Man kann das alles nicht in Worten, nicht in Bildern wiedergeben. Kurze Zeit später nahmen wir unseren Rückweg auf. Noch ein Buen Camino. Es ging steil einen Geröllhang hinunter. Mussten uns danach mehrmals für den einen oder anderen Weg entscheiden. Was soll ich sagen. Alles richtig gemacht. Egon meinte noch. Hättest du gedacht das es so schön wird. Kommen in unseren Herberge, bedankten uns bei Carla für alles, die Ungarin war etwas ungehalten, ich denke sie hat es uns übel genommen, das wir auf dem Zimmer mal was gegessen haben und wir vergessen hatten die Tüte mit der Thunfischdose aus den Papierkorb zu entsorgen. Denn sie grummelte was zu  Carla die dann zu ihr sagte, das geht auch nicht, und schmunzelte uns an. Tschüß und weg. Bis zur Abfahrt mit den Bus nach Santiago um 17 Uhr hatten wir noch ein paar Stunden Zeit. Wir wollten ein Stückchen Richtung Cee gehen, als wir dann am Hafen Yvonne begegnen. Schön das wir uns nochmal sehen, da wir mit ihr Wolfgang Edda, Sabine und unser Teufelchen Manuel doch einige Zeit zusammen verbracht hatten und auch kleines Stück auf den Camino gegangen sind. Sie war heute hier angekommen und bleibt noch zwei Tage gönnt sich eine Genußherberge mit Blick aufs Meer. Sie erzählte uns dann auch von der Begegnung am Nuller Stein mit den Buspilgern. Wir tranken noch einen letzten Vino, verabschiedeten uns, wünschten uns gegenseitig einen schönen Lebensweg. Denn der Weg ist noch nicht zu Ende. Wie schrieb ein Pilger in meinem Tagebuch. Am Ende ist immer alles gut. Und wenn es noch nicht gut ist, dann ist es noch nicht das Ende. Dann lasse ich mir noch ein bisschen Zeit. Am Busbahnhof war das Gedrängel groß, verschafften uns einen guten Platz, es war dieses mal kein Doppeldecker, er fuhr auch eine etwas andere Route, brauchte auch über drei Stunden bis Santiago. Nun konnten wir auch die schöne Galiziesche Landschaft, die jetzt der irischen und schottischen glich bestaunen. Das ist um diese Jahreszeit nicht immer so hatte uns Carla noch erklärt, sonst sind die Weiden schon gelb ,das lag halt daran, das es im April, Mai außergewöhnlich viel geregnet hat. Wir kommen in Santiago an,  gehen zuück zur unseren Dachkammer die wir für heute nochmal gebucht hatten, in der ich nur gebückt durchgehen konnte, selbst Egon lief mit geneigten Haupt durchs Zimmer. Rucksäcke abgelegt, ich habe etwas Hunger, ein Stück Brot mit Wasser und alles war wieder gut. Zum Abschluss des Tages gingen wir noch mal in die Altstadt. Es waren wieder viele Straßenmusiker unterwegs, die Stadt war nicht so voll wie am Wochenende. Nochmal zur, Egon sagt immer Norberts Bar, wo ich  mein Portemonaie verloren habe und wieder bekommen habe. Nicht auszumalen beim Rückflug ohne Personalausweis. Das war auch ein kleines Wunder, denn wir saßen da mal draußen, bis es anfing zu regnen, sind dann rein gegangen  und haben uns hinter dem Fenster, direkt hinter unseren alten Plätzen gesetzt. Bis auf einmal eine Frau vorbei kommt und mein Portemonaie hoch hält, ich nicke zeige auf meine Brust und sage mein mein mein. Ich weiß nicht wie es ausgegangen wäre, wenn wir uns nicht am Fenster gesetzt hätten. Hier haben wir uns jedenfalls noch einen Vino bestellt, Tapas Brot mit Choriezo und Käse dazu bekommen, das war die Art wie wir uns vierzehn Tage durch geschlagen haben. Dann haben wir uns, wie sooft in den letzten Tagen verabschiedet. Um mitternacht waren wir dann in der Herberge.

 

Von der Haustüre 2060 km bis nach Santiago

Der Camino am Niederrhein

Start 02.10.17